Braun TG 1020/4

Das Braun TG 1020/4 mit Braun TB 1025 während der Aufnahme von CD
Das Braun TG 1020/4 mit Braun TB 1025 während der Aufnahme von CD

Da Tonbandgeräte schon seit Jahren eine unerklärliche Faszination auf mich ausüben und sich bei ebay eine sehr günstige Gelegenheit ergab ein Braun TG 1020/4 zu erwerben bin ich nun in der glücklichen Lage auch ein Tobandgerät zu besitzen.

Das Angebot war gut, für knappe 90€ konnte ich die Auktion gewinnen. Dass der Verkäufer das Gerät mittels einer sehr knappen Beschreibung und als „Baun“ Tonbandgerät unter Ausschluss von Versand angeboten hat, hat sicherlich zu dem guten Preis beigetragen. Glücklicherweise habe ich Verwandschaft die diese Strecke regelmäßig pendelt und so war das kein KO-Kriterium für mich.

Die Bestandsaufnahme war äußerst positiv. Die originalen 22cm Spulen von Braun waren dabei, genauso wie die original Stellfüße für den Betrieb in der Vertikalen. Zusätzlich noch ein Band auf einer 22cm Spule von Agfa. Die Mechanik war auf den ersten Blick auch voll funktionsfähig, bis auf das Zählwerk. Nachdem ich mir passende DIN- und Würfelsteckeradapter besorgt hatte konnte ich auch Widergabe und Aufnahmefunktion, sowie den Kopfhörerverstärker überprüfen. Dabei konnte ich glücklicherweise keine Probleme feststellen. Der Kauf hat sich also im Nachhinein als echter Glücksgriff herausgestellt und weitere Investitionen in den Erhalt des Gerätes dürften sich lohnen.

Als nächsten Schritt habe ich mir im Internet eine Bedienungsanleitung, sowie eine Reparaturanleitung besorgt und mich ein wenig eingelesen.

Dem Öffnen des Gerätes, sowie einer gründlichen Reinigung der Mechanik stand also soweit nichts mehr im Weg.

Das Braun TG 1020/4 beim Test der Mechanik (ohne Gehäuse)
Das Braun TG 1020/4 beim Test der Mechanik (ohne Gehäuse)

Dabei hat sich auch die Ursache für den nicht mehr funktionierenden Zähler gefunden, die beiden Riemen waren gerissen. Der Antriebsriemen für den Kapstan war zwar noch in gutem Zustand, trotzdem habe ich mich dazu entschieden einen kompletten Riemensatz zu bestellen. Im Nachinnein klar die richtige Entscheidung, denn bei der Demontage des Antriebsriemens für den Kapstan und der Montage des neuen wurde dann doch recht schnell klar, dass der alte einiges an Elastizität eingebüßt hatte.

Bei der Gelegenheit wurden einige Staubwölkchen aus dem Gerät entfernt, die komplette Bandführung von Rückständen befreit und der Tonkopf auf Verschleiß inspiziert. Dieser ist leicht eingelaufen, das aber komplett gleichmäßg, so dass hier aus meiner Sicht erst mal kein Handlungsbedarf besteht und auch die Orientierung der restlichen Teile der Bandführung in Ordnung sein müsste.

Vor der Montage des Gehäuses wurde dieses noch mit einem feuchten Tuch gereinigt (zwischen die Knöpfe kommt man im montierten Zustand schlecht).

Inzwischen habe ich mir noch eine zweite Aluspule von Agfa besorgt, damit macht das Gerät optisch einfach mehr her und das Bild mit den restlichen Komponenten meiner Anlage wirkt ein wenig stimmiger. Einziger Nachteil der Aluspulen ist, dass sich die Bremsen aufgrund der höheren Masse im Vergleich zu den Kunststoffspulen ein wenig schwer tun das Band zum stehen zu bringen, insbesondere beim Vor- und Zurückspulen.

Das Braun TG 1020/4 mit Agfa DPR 26 professional auf Aluspulen während der Widergabe
Das Braun TG 1020/4 mit Agfa DPR 26 professional auf Aluspulen während der Widergabe

Eine weitere Besonderheit hat sich mir offenbart, als ich das erste mal das Band von Agfa auf eine der Braun Spulen überspielt habe. Es passt geradeso drauf, beim Handling der Spule fallen die obersten paar Wicklungen sehr leicht herunter. Dabei ist das Band von Braun laut den Angaben auf der Verpackung gute 10% (100m) länger. Entweder ist also der Kern der Agfa Spulen kleiner, oder das Band von Braun ist deutlich dünner.

links: Braun TB 1025 auf der Spule des Agfa DPR26 professional rechts: das Agfa DPR 26 professional auf der Kunststoffspule des Braun TB 1025
links: 1000m Braun TB 1025 auf der Aluspule des Agfa DPR26 professional rechts: 900m Agfa DPR 26 professional auf der Kunststoffspule des Braun TB 1025
Die Verpackung des Agfa DPR 26 professional
Die Verpackung des Agfa DPR 26 professional
Die Verpackung des Braun TB 1025
Die Verpackung des Braun TB 1025

Die Verarbeitungsqualität ist nicht mit heutigen Geräten vergleichbar, trotz den vielen drehenden Teilen ist von dem Gerät selbst keine störende Geräuschkulisse zu vernehmen. Das ganze Gerät wiegt durch das solide Chassis mehr als der Rest meiner Hifi-Komponenten zusammen. Die Bedienung über die Tasten ist intuitiv und komfortabel und die Qualität der Widergabe ist erste Sahne. Musik die ich von CD überspielt habe ist von der Widergabe von CD nicht zu unterscheiden und selbst hi-Res Musik die ich über meinen PC aufspiele wird ohne für mich wahrnehmbaren Unterschied widergegeben. Einzig ein ganz leichtes Bandrauschen ist bei sehr leisen Passagen zu hören (deutlich subtiler als das mit Schallplatten verbundene Knistern und Knacksen). Genau dieses Bandrauschen macht für mich definitiv den Charme einer Bandmaschine aus und stört mich daher überhaupt nicht.

Das Tonbandgerät bereitet mir viel Freude und hat durchaus eine hypnotisierende Wirkung wenn man den drehenden Spulen zu schaut während Musik läuft.

Ein kleines informatives Video, in dem das Gerät auch in Betrieb zu sehen ist, habe ich bei Youtube hochgeladen.